So soll es sein!

Der Arm war ihm schon ein wenig lahm geworden, und auch am Rücken kribbelte es noch ein wenig, ansonsten fühlte sich Thorongal aber sehr gut nach diesem Kampf. Er sah zu, wie seine Mitstreiter die Überreste des Drachen aus dem Turm warfen. Da hatten sie es also geschafft... Ziemlich unverhofft sogar...

Er grübelte. Wie lange rannten sie eigentlich schon gegen das Bollwerk der Untoten an? Woche für Woche, Monat für Monat hatte seine Gilde die sichere Festung der No Surrender verlassen und das untote Gesindel in dem alten Magierturm von Karazhan belagert. Anfangs kamen sie kaum über den Eingangsbereich hinaus, schafften es gerade mal, den Keller und die Stallungen zu säubern. Aber im Ballsaal oder den Unterkünften erwies sich die Übermacht der Monster als zu mächtig, erlitten sie zu große Verluste.
Aber sie studierten den Gegner genau, stellten sich auf ihn ein, schraubten an ihrer Bewaffnung und Ausrüstung, kochten und brauten, schliffen und verzauberten, trainierten und sockelten... Allmählich stellte sich der Erfolg ein. Ihre Angriffe wurden erfogreicher, die erforschten Bereiche umfangreicher, und neue Erkenntnisse aus den verborgenen Winkeln stärkten die Kämpfer. So manches Fundstück konnten sie den verstaubten Truhen entnehmen oder den Monstern entreißen, passten sie an und tauschten sie gegen schlechtere Sachen aus, wandten deren magische Eigenschaften nun gegen die einstigen Besitzer.
Allmählich erstarkten die Helden der No Surrender, auch wenn nicht jeder die grausamen Schlachten überstand. So mancher Mitstreiter quittierte den Dienst, um sich stärkeren Verbänden anzuschließen, es wurde diskutiert und gestritten, es gab Momente, da stand das gesamte Vorhaben auf des Messers Schneide. Denn nicht nur eine ausgewählte Elite der Gilde sollte den Lohn der Siege ernten, die No Surrender sollten gestärkt und als Einheit aus den Kämpfen hervorgehen. So füllten frische Rekruten die Reihen, alte Kämpen kamen aus dem Ruhestand zurück, und nach und nach lehrten die No Surrender den Bewohnern Karazhans das Fürchten.
Nur wenige Tage ist es her, da wagten die Helden einen erneuten Angriff auf die Terrasse des Meisters, um Nightbane, den untoten Drachen, herauszufordern. Mehrere Male stürmten sie gegen ihn an und wurden wieder und wieder zurückgeschlagen. Doch nach einem langen, schweren Gefecht besiegten sie ihn endlich.

Nur einen Tag später...
In der großen Gildenhalle in der Festung der No Surrender war es heimelig warm, einige Kämpfer waren anwesend, kümmerten sich um das Feuerholz für die Kamine, holten Getränke, saßen beisammen und plauderten, flickten an ihrer Ausrüstung herum oder planten bei einem Krug Kharanos Spezial 68% die nächsten Kämpfe. Sie hatten sich ihre Pause wohlverdient.
Aber Thorongal, immer noch ein breites Grinsen im Gesicht nach dem großartigen Sieg des Vortages, beugte sich hinab zu Turamba, dem Kommandeur ihrer Schlachtgruppe. "Sollten wir nicht heute nochmal zurückgehen? Der Gegner ist geschwächt! Vielleicht können wir dort noch weiter aufräumen..." Turamba überlegte kurz: "Der Gedanke ist gut, aber uns fehlen Leute... Ich selbst muss noch eine Weile weg, mit den Händlern die Preise für den Nachschub verhandeln, Phyltus kann nicht, und Teldoran ist nicht erreichbar..." Der Gnom runzelte die Stirn: "Versuchen wir es. Ithuriel ist da, und Johanne auch. Stell du inzwischen eine Streitmacht auf, wenn ich wieder zurück bin, schauen wir, ob wir stark genug sind."
Thorongal verließ die Gildenhalle und suchte nach Gleichgesinnten. Hirudin, auf dessen Rekrutierungsgesuch die Tinte noch nicht getrocknet war, stimmte sofort zu, Solstafir war ohne Umschweife dabei, Raphnix stellte sich für den ersten Angriff zur Verfügung, Connyhase sagte ebenso zu wie Druidius ... Auch die Nachrichten an seine Freunde wurden gehört. Groß war die Freude, als die junge Jägerin Sakaria und Magierin Afra sich ihnen anschlossen.

Kaum war Turamba zurückgekehrt, ritten sie los. In Karazhan fanden sie leere Hallen und Korridore vor, gespenstisch hallten ihre Schritte im Gemäuer wider. Einige vereinzelte Monster fegten sie hinweg, aber auf größeren Widerstand stießen sie nicht, bis sie hinter einem Bücherregal den Zugang zu einem Geheimgang entdeckten. Eine Horde von Wichteln wollte den Recken den Zutritt verweigern, doch sie wurden besiegt, und der Kampf gegen Siechhuf, den Dämon, nahm seinen Lauf. Mit fiesen Tricks und bösartigen magischen Attacken hielt Siechhuf die Kämpfer in Schach, aber es gelang ihm nicht, sie zu bezwingen. Am Ende hatte er den Gefährten nichts mehr entgegen zu setzen und fiel.

Ein wenig ratlos sahen sich nun alle an. Allmählich gingen ihrer Truppe die Ziele aus. "Also, äähhh... dass es soo schnell geht ... das hab ich nicht gedacht..." stotterte Thorongal. Aber die Gruppe war sich einig, es ging zum letzten Boss, zu Nethergroll dem Drachen...

Was für ein Gemetzel!! Bei den ersten Angriffen fegte dieses furchterregende Reptil die Recken ohne Anstrengung aus dem Saal. Wo waren sie hier nur hineingeraten... ?!? Zum Glück hatten Turamba sowie Sakarias ältere Schwestern Naraillia und Namiana auch schon gegen diesen Gegner gekämpft und ihr einige nützliche Hinweise gegeben, so dass nach und nach die Angriffe der Helden koordinierter wurden. Die magischen Strahlen, mit denen sich Nethergroll stärkte, wurden unterbrochen, vor seinem Toben brachten sich alle rechtzeitig in Sicherheit, die Flächenzauber wurden gemieden und für die am schwersten getroffenen Kämpfer sprang rechtzeitig Ersatz ein. Nach einigen endlosen Minuten brach der Unhold zusammen, und die Überlebenden der Schlacht jubelten und beglückwünschten sich zu diesem Sieg.



"Da liegen noch ein paar Abzeichen für dich!" ertönte eine Stimme neben seinem Knie und riss Thorongal aus den Gedanken. Turamba zeigte an die Stelle, wo der Drache gelegen hatte. "Oh, ja... Danke!" Der Elf setzte sich in Bewegung und hob sie auf. Sie hatten es geschafft. Sie hatten es endlich geschafft! Die Hochburg der Untoten war gestürmt. Lange hatten sie gekämpft, aber der Sieg entschädigte für viele Mühen. Welch ein Tag!
Er gratulierte allen und bedankte sich bei seinen Freunden.
Heute Nacht sollten die Feuer in der Gildenhalle lange brennen, nun war die Zeit gekommen um zu feiern, auszuruhen und von den Heldentaten zu berichten. Und sobald sich hier wieder Übles regte, würde er mit den Kämpfern der Gilde zurückkehren. Für viele Mitglieder seiner Einheit gab es hier bestimmt noch einiges zu entdecken und zu lernen. Er nickte. So sollte es sein!

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